Fundamentalanalyse: Analyseebenen, Kennzahlen und Aussagekraft

Definition und Überblick

definition-und-uberblick_iconGrundsätzlich wird unter der Fundamentalanalyse eine Variante der Finanzmarkt- und speziell Aktienanalyse verstanden, die grundlegende Daten von Unternehmen, Branchen und ihren Begleitumständen erörtert, vergleicht und daraus Prognosen ableitet. Zur Fundamentalanalyse gehört zum einen die Globalanalyse.

Ihr Gegenstand sind vorrangig gesamtwirtschaftliche Entwicklungen, wirtschaftspolitische Entscheidungen und geldpolitische Entwicklungen (insbesondere Zinspolitik). Mit einer Branchenanalyse und der Unternehmensanalyse unternehmen Sie den Versuch, anhand von Marktpotential und Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Dividendenrendite den Ertragswert der Emittenten zu ermitteln. Die Analyse des Einflusses der Entwicklungen aus der Globalanalyse auf die Unternehmen wird als Top-Down-Ansatz bezeichnet. Geht die Analyse von den Unternehmenskennzahlen aus, so wird vom Bottom-Up-Ansatz gesprochen.


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Analyseebenen und Vorgehensweise

analyseebenen-und-vorgehensweise_iconDie anspruchsvolle Aufgabe der Globalanalyse umfasst den gesamten Bereich nationaler und internationaler Wirtschaftsentwicklungen und geldpolitischer Entscheidungen. Sie ist im wahrsten Sinne global, da zum Beispiel auch Zinsentscheidungen der US-Notenbank sofortigen Einfluss auf die europäischen Märkte haben.

Auch betriebswirtschaftlich ist die binnenwirtschaftliche Betrachtung in Anbetracht des globalisierten Wertschöpfungsprozesses unzureichend. Zu den weiteren Kriterien, die Sie im Rahmen der Globalanalyse beachten müssen gehören die weltweite Konjunktur, die Entwicklung der Devisen (Wechselkurse), die Inflation und Geldmengenentwicklung sowie fiskalpolitische Entscheidungen. Eine Interpretation des globalen Trends ist nur bei genauer Analyse der Wechselwirkungen dieser Einflussfaktoren möglich.


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Die Herausforderung der Branchenanalyse umfasst die Beobachtung branchenspezifischer Entwicklungen und ihrer möglichen Auswirkungen auf Unternehmen und die Kursverläufe ihrer Aktien. Zu den wesentlichen Kriterien gehören hierbei Geschäftsklima-Indizes, Angaben über branchenspezifische Auftragsbestände und Lagerbestände sowie Produktionspläne, die Marktstruktur sowie das Wettbewerbsumfeld. Auch staatliche Eingriffe in verschiedene Branchen werden im Rahmen des Top-Down-Ansatzes in der Branchenanalyse erörtert, darunter legislative, administrative oder steuerliche Interventionen.

Die für Sie als Aktionär in Anbetracht der vielen Kennzahlen gut vergleichbare Unternehmensanalyse umfasst einerseits qualitative und andererseits quantifizierbare Elemente. Auf qualitativer Ebene gehören etwa die Qualität des Managements, die Produktgüte angebotener Waren ebenso wie die Stellung des Unternehmens im Markt im Vergleich zu Wettbewerbern zu den Fundamentaldaten. Quantitative Elemente umfassen eine Reihe von Kennzahlen.

Kennzahlen

kennzahlen_iconWesentlicher Bestandteil der quantitativen Unternehmensanalyse und gleichermaßen diejenigen Indikatoren, die Ihnen einen wichtigen ersten Überblick über Wertpapier und Emittent geben, sind Unternehmens- und Wertpapierkennzahlen. Eine der zentralen Kennzahlen stellt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) dar.

Diese Zahl gibt Rückschluss darüber, nach welcher Anzahl von Jahren sich das Investment in ein Papier alleine auf Basis der zu erwartenden Gewinne rentiert. Im Allgemeinen schauen Börsianer auf Papiere mit einem KGV unter 12 oder unter 10. Allerdings unterscheidet sich die Aussagekraft des KGV branchenspezifisch.

Eine mindestens ebenso wichtige Kennzahl bei längerfristigem Investment ist die Dividendenrendite. Die Dividende ist eine Gewinnbeteiligung, die meist jährlich an die Anteilseigner ausgeschüttet wird. Die Dividendenrendite drückt in Prozent aus, welchen Anteil die zu erwartende Dividende am aktuell zu zahlenden Kurs hat. Die Zahl macht Aktien hinsichtlich Rentabilität mit Anleihen vergleichbar.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis oder KUV ist eine Kennzahl, die den aktuellen Kurs in Relation um Unternehmensumsatz setzt und damit ausdrückt, ob eine Aktie über- oder unterbewertet ist. Die Aktien von Emittenten in gesättigten Märkten gelten bei einem KUV von unter 1 als günstig und oberhalb oft schon als überbewertet.

Weitere interessante Unternehmenskennzahlen umfassen das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), den Jahresüberschuss, den Cash-Flow sowie eine Reihe weiterer je nach Unternehmen und Branche wichtige Zahlen, die in Einzelfällen zu analysieren sind.


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Aussagekraft und Schwachpunkte

Geben Analysten auf Basis einer Fundamentalanalyse Kaufempfehlungen in Bezug auf eine Aktie ab, so können Sie davon ausgehen, dass die Unternehmenszahlen und die wirtschaftlichen Begleitumstände auf Wachstumspotential hindeuten.

Hierbei sollten Sie berücksichtigen, dass die Fundamentalanalyse durch eine weitere Analysemaßnahme ergänzt wird, die Chartanalyse. Letztere gibt auch Rückschluss auf das nicht immer rationale Anlegerverhalten. Oft zeigen sich auf Aktienmärkten Entwicklungen, die fundamentalanalytisch nicht zu prognostizieren sind. Anlegereuphorie bis zur Blasenbildung bei Überbewertung oder aber Panikverkäufe sind anschauliche Beispiele. Aber auch weniger dramatische Erscheinungen wie die gewohnheitsmäßige Bindung von Anlegern an Aktien, auch wenn diese schlechte Kerndaten aufweisen, können fundamentalanalytisch nicht erfasst werden.

Fazit

FazitMit Analysekonzepten wird auf Finanzmärkten das Ziel verfolgt, Werte zu beurteilen und auf Basis dessen Voraussagen über zu erwartende Kursverläufe treffen zu können.

Wichtige, sich ergänzende Analyseansätze stellen hierbei die Fundamentalanalyse und die Chartanalyse dar. Unterschiedliche Analysten setzen hierbei verschiedene Schwerpunkte. Eine ausgewogene Kombination beider Verfahren wird daher von Börsenexperten empfohlen.

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