Binäre Optionen: Anbieter, Funktionsweise, Gewinnchancen

Binäre Optionen bieten ein einzigartiges Payoff-Profil: Binnen weniger als einer Stunde können Trader mehrere hundert Prozent Gewinn einfahren, selbst wenn sich der Markt fast gar nicht bewegt. Fast wie in einer zweiten Welle schießen nach Forex Brokern nun Plattformen für den Handel mit Binary Options wie Pilze aus dem Boden.

Auch wenn es binäre Optionen in diversen Varianten gibt, geht ihre Funktionsweise stets auf ein „Alles-oder-Nichts“-Prinzip zurück. Ist das Kontraktkriterium erfüllt, erhält der Inhaber der Option bis zu 95 Prozent je nach Anbieter des Auszahlungswertes. Ist das Kriterium nicht erfüllt, erhält er nichts und erleidet einen Totalverlust.

Die Liste der Anbieter binärer Optionen ist lang, was nicht zuletzt an White-Label-Strukturen auf dem jungen und sehr spezifischen Markt liegt. Bekannte „Marken“ sind Anypotion, BancdeBinary & IQOption. Auch der Forex- und CFD-Broker IG-Markets bietet den Handel an. Bei IG Markets können Trader in binären Optionen auch Stillhalterpositionen eingehen.

Fallbeispiel: So funktionieren binäre Optionen

Ein beispielhafter Optionskontrakt kann Werte von 0 bis 100 Punkten annehmen. 100 entspricht dem Auszahlungskurs, bei 0 ist der Kontrakt wertlos verfallen. Jeder Kontraktpunkt entspricht einem Gegenwert von 10 €. Bei Fälligkeit erhält der Inhaber der Option entweder 1.000 € (er lag mit seiner Einschätzung richtig) oder 0 € (er lag mit seiner Einschätzung falsch).

Während ihrer Laufzeit nimmt eine Option Werte zwischen 0 und 100 an. Diese werden letztlich durch den Market Maker festgelegt. Um den „fair value“ einer binären Option zu bestimmen, nutzen Trader das Cox-Rubinstein-Modell oder mit diesem eng verwandte bzw. daraus abgeleitete Ansätze.

Die mögliche Rendite im Erfolgsfall ergibt sich somit aus dem Kaufkurs, weil der Auszahlungskurs (100) bereits durch die Kontraktspezifikation vorgegeben ist. Das Kontraktkriterium der beispielhaften Option lautet: Der EUR/USD schließt heute zum Abrechnungszeitpunkt um 21.00 Uhr MEZ höher als am Vortag. Wird dieses Kriterium erfüllt, ist der Kontrakt um 21.01 Uhr MEZ 100 Punkte wert. Wird das Kriterium nicht erfüllt, notiert die Option bei 0 Punkten.

Notiert der Kurs um 17.00 Uhr MEZ genau pari zum Vortagesabrechnungskurs, könnte der Market Maker den Kurs „45-55“ stellen. 55 entspricht dem Kaufkurs, 45 dem Verkaufskurs. Im Erfolgsfall erzielt der Käufer der Option eine Rendite von knapp 82 Prozent in vier Stunden, wenn der Markt sich nur um ein Pip in die „richtige“ Richtung bewegt.

2.000 Euro aus 40 Euro in 20 Minuten

Einige Market Maker stellen täglich einen Korb von Optionen zur Verfügung und bemessen den Strike-Preis am Schlusskurs des Vortages. Auf einigen Plattformen können Trader jederzeit Optionen auf Knopfdruck generieren. Der Strike entspricht dann dem aktuellen Kurs, so dass die Option am Beginn ihrer Laufzeit genau am Geld notiert.

Die Renditechancen sind umso größer, je geringer die Eintrittswahrscheinlichkeit des Kontraktkriteriums ist. Die Eintrittswahrscheinlichkeit hängt wie bei allen Optionen von der Restlaufzeit sowie von der impliziten Marktvolatilität ab. Der Broker IG Markets stellt auf seiner Homepage einen Optionskontrakt auf einen Aktienindex vor. Mit einem Einsatz von 40 Euro wird dabei binnen weniger Minuten ein Gewinn von 1960 Euro erzielt.

Die extrem großen Gewinnchancen sind die Folge der Reduzierung des Kontraktverlaufs auf seine extremste Phase: Der Markthebel einer Option ist am größten, wenn sie unmittelbar vor ihrem Verfall sehr nahe am Geld notiert. Das Konzept von binären Optionen in seiner jetzigen Form sieht eine Fokussierung auf diesen Extrembereich vor.

Trader können auch den Gegenpart des Optionsinhabers stellen, auch wenn die Abwicklung bislang MM-dominiert ist und der Gegenpart in diesem Fall der Broker ist. Im obigen Beispiel würde eine Shortposition in der binären Option dadurch eröffnet, dass der Kontrakt zu 45 ungedeckt verkauft wird. Tritt das Kontraktereignis nicht ein, gewinnt der Stillhalter 450 € pro Kontrakt. Tritt das Ereignis ein, muss er 550 € pro Kontrakt zahlen.

Zwischen Event-Trading und Wette

Binäre Optionen werden auf alle wichtigen Währungspaare und darüber hinaus auf Aktien, Indizes und Rohstoffe angeboten. Nicht immer kommt es zum Totalverlust, wenn das Kontraktereignis nicht eintritt. Einige Anbieter sehen dann eine Rückerstattung von 15 Prozent vor – das dient im Wesentlichen der steuerlichen Optimierung.

Ob binäre Optionen eher als Wette oder eher als Instrument für eventspezifische Spekulation einzustufen sind, ist ein Stück weit Glaubenssache. In bestimmten Konstellationen erscheinen Digitaloptionen zumindest reizvoll: Die Publikation wichtiger Wirtschaftsdaten, eine Fed-Sitzung oder der Test einer signifikanten charttechnischen Unterstützung kurz vor einem langen Wochenende…

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